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Besprechungsraum mit Zuhörenden

Der Raum der „Universität“ in der Gedenkstätte Französische Kapelle

"Räume Öffnen" - Zielsetzung und Programm

Wenn die Teilnehmenden um kurz nach 9 Uhr ankommen, sind schon viele Handgriffe getan. Licht an im Flur, der Counter und der Shop sind vorbereitet für den Tag. Die Touch-Screens in der Ausstellung wachen auf. Der Raum „Universität“ mit Stuhlkreis, Pinnwand, Skript und Ablaufplan wartet auf die Besuchenden, die ein paar Stunden dieses Tages in der Gedenkstätte verbringen werden.

Die Gedenkstätte Französische Kapelle mit dem Museum für Zeitgeschichte ist ein Ort, der verschiedenen Bedürfnissen gerecht werden will. Mit Räumen für Forschung und Vermittlung, für Sammlung und Archivierung immer verbunden mit der Geschichte der Stadt Soest. Für die Erinnerung an historische Orte des ehemaligen Oflags VIA im Kasernenbereich, oder ein Platz für außerschulischen Bildungsangebote. In dieser Funktion weist die Gedenkstätte Französische Kapelle in voller Absicht auf Erinnerungsspuren hin, die in der Regel unbequem, immer jedoch mindestens sperrig und komplex sind. Es geht um Gewaltherrschaft, um Verschleppung und Zwangsarbeit. Die Folgen des Zweiten Weltkrieges für eine Stadt wie Soest. Dadurch kommt dem historischen Ort eine emotionale und symbolische Bedeutung zu - nicht zuletzt für Überlebende, Angehörige und von Gewalt betroffene Menschen.

Zugleich braucht eine Gedenkstätte eine Infrastruktur, die sie für Besuchende ansprechend macht und ihre Grundbedürfnisse erfüllt. Wer eine Gedenkstätte besucht, möchte auch einen Platz zum Ausruhen finden, ein Café vielleicht.

Das allein macht Gedenkstätten bereits zu anspruchsvollen, mitunter widersprüchlichen Orten. An ihnen kommen zugleich aber auch jeden Tag Menschen zusammen, die unterschiedlicher nicht sein könnten in dem, was sie herführt - für einige ihr Beruf, für andere ein Bildungsprogramm, der Durst nach Wissen, ein privates historisches Interesse oder aber einfach ein freies Zeitfenster am Sonntagnachmittag.

Für manche ist es die Suche nach Fragmenten einer Familiengeschichte oder die Erinnerung an die Liebsten, die hierher verschleppt wurden. Wiederum andere folgen dem imperativ einer empfundenen historischen Verantwortung, in der Gedenkstätte den Verbrechen des Nationalsozialismus nachzuspuren.

An Gedenkstätten kommen all diese Motivationen, Erwartungen und Erfahrungen in Räumen zusammen, die im Kleinen wie im Großen sozial und (geschichts-)politisch konstruiert sind und täglich neu geschaffen und angeeignet werden - durch Besuchende, aber nicht zuletzt auch durch die Menschen, die an diesem Ort Geschichte vermitteln.

Geschichte der Kaserne

Geschichte der Kaserne

Schwarz-Weiß-Foto der Kaserne

Die Französische Kapelle

Die Französische Kapelle

Bemalte Wand in der Französischen Kapelle

Museum der Zeitgeschichte

Museum der Zeitgeschichte

Schüler:innengruppe bei einem Vortrag in der Kaserne